Größe |
Wert |
Einheit |
Formelzeichen |
Bemerkungen |
Fahrgeschwindigkeit |
50/50 |
Km/h |
Vmax |
vw/rw |
Getriebebauart |
- |
- |
- |
3-Wandler Strömungsgetriebe |
Dienstmasse |
66,0 |
t |
M ld |
bei vollen Vorräten |
mittl. Kuppelachslast |
11 |
Mp |
- |
- |
Betriebsgattung |
66.11 |
- |
- |
bei DR |
Achsfolge |
CC |
- |
- |
- |
Drehzapfenabstand |
7000 |
mm |
- |
- |
Motor |
- |
- |
- |
12 KVD A4 |
Länge |
14240 |
mm |
- |
über Puffer |
Bordspannung |
110 |
Volt |
Ub |
Gleichspannung |
Bremsbauart |
- |
- |
- |
KE mit Zusatzbremse |
Heizung |
- |
- |
- |
Ölgefeuerter Dampfkessel |
Batteriekapazität |
240 |
Ah |
- |
Bleiakku 18 Zellen a 6Volt |
befahrbarer Bogenradius |
30 |
m |
R |
- |
Lange Gesichter und vernichtende Blicke empfangen den Lokführer wenn
er mit einer Diesellok um die Ecke gerollt kommt. Da haben die Fotografen
und Videofilmer Blende, Verschlußzeit
und Bildausschnitt aufs genaueste auf einander abgestimmt und teilweise
halbzentnerschwere Videokameras in entlegenste Waldwege gebuckelt und
dann Das! Bei Aufenthalten auf Bahnhöfen gibt's manchmal auch böse Worte
an den "Meister". Dabei kann der Lokführer meist gar nichts
dafür. Natürlich ist die HSB bestrebt den Einsatz dieser Maschinen, zumindest
im Personenverkehr, auf ein Minimum zu beschränken. Wer sicher gehen will,
daß "sein Zug" mit einer Dampflokomotive befördert wird, sollte
vorher mal in der Lokleitung nachfragen. Die Telefonnummer
ist +49 3943 558 271. Dabei kann der Lokleiter aber
auch nicht für etwaige Änderungen im Störungsfall garantieren. Trotzdem
sollte man die Dieselloks nicht ganz verschmähen, den auch diese Maschinen
haben eine ganz besondere Geschichte und sind in dieser Form als umgebaute
Normalspurdieselloks sicher einmalig auf der Welt. Durch diese recht leistungsfähigen
Maschinen ist es uns erst möglich den Schotterverkehr vom Schotterwerk
Unterberg nach Nordhausen zu bewältigen. Somit bringen auch diese Maschinen
einen wirtschaftlichen Beitrag für unser Unternehmen und helfen nicht
unbeträchtlich die Bundesstraße 4 nach Nordhausen zu entlasten.
Über Geschmack läßt sich ja bekanntlich streiten. Vor einem Personenzug
sehen die "Roten Kamele" wahrhaftig nicht schön aus. Die Lok
überragt die Wagen dahinter. Doch vor einem Güterzug mit aufgebockten
Regelspurgüterwagen mach die 1998 doch gar keine schlechte
Figur. Dort sind die Proportionen wieder hergestellt und auf der Normalspur
zählte sie schon immer zu den formschönen Dieselloks.
Was bewog die Deutsche Reichsbahn nun damals diese Normalspurdieselloks
auf Schmalspur umzubauen?
Nun dazu muß an dieser Stelle etwas weiter ausgeholt werden. Die Deutsche
Reichsbahn hatte für den Güterverkehr innerhalb der DDR eine größere Bedeutung
als etwa die Deutsche Bundesbahn in Westdeutschland. Das lag zum einen
an dem schlechtem Zustand der Fernverkehrsstraßen (heute Bundesstraßen)
und Autobahnen, zum anderen am mangelndem Bestand an leistungsfähigen
Lastkraftwagen in der DDR. So war der Transportweg Schiene eine wichtige
Lebensader der DDR-Industrie und auch kleine Nebenbahnen und Schmalspurbahnen
hatten ihren Teil dazu beizutragen. Auf Grund dieser Politik ist auch
die Wiederzusammenführung der Harzquerbahn mit der Selketalbahn zwischen
Straßberg und Stiege möglich geworden. Schließlich stand in Silberhütte
ein Zulieferbetrieb der Rüstungsproduktion, welcher jeden Tag Rohbraunkohle
zu Heizzwecken benötigte. Diese wurde täglich mit Doppeltraktion von zwei
Neubauloks von Nordhausen in die Berge geschafft.
Auch von Wernigerode waren Neubaulokomotiven
in Doppeltraktion unterwegs. Hier fuhr täglich der legendäre Güterzug
69071 nach Benneckenstein. Eine Zeit lang wurde dabei die Höchstlast pro
Maschine auf 160 Tonnen heraufgesetzt bis, auf starke Proteste der Lokpersonale
hin, wieder die alte Höchstlast von 140 Tonnen galt. Mit dem verstärktem
Güterverkehr im Südharz und der notwendig gewordenen Abordnung von Neubaumaschinen
ins Selketal, wurden Mitte der achtziger Jahre die Loks knapp.
Die damalige Hauptverwaltung Maschinenwirtschaft der DR entschloß sich
für diesen Zweck Dieselloks anzuschaffen. Dreissig Stück sollten es werden.
Man liebäugelte mit dem Gedanken die Dampfloks daraufhin ins "Nichtsozialistische
Wirtschaftsgebiet" gegen harte Devisen zu verkaufen. Nur eine sollte
übrig bleiben die Neubaulok 99 7247. Diese
Maschine stand unter der "schützenden Hand" des Verkehrsmuseums
Dresden. Auch die Lokpersonale wehrten sich gröstenteils gegen diese Entwicklung.
Die Spitznamen "Kanne" und "Rotes Kamel" waren ursprünglich
Schimpfwörter ! Die Wende kam rettend dazwischen, am Ende sind nur 11
Maschinen auf Schmalspur "geklont" worden.
Nun war die Frage aber noch offen woher die Loks mit 1000mm Spurweite
kommen sollten. Die DDR war vertraglich fest an den RGW (Rat für gegenseitige
Wirtschaftshilfe) gebunden. Durch diesen Monopolsozialismus durfte die
DDR gar keine Dieselloks mehr bauen! Vielmehr oblag es der Sowjetunion
dieselelektrische Loks zu montieren. Für dieselhydraulische Lokomotiven
war die Volksrepublik Rumänien zuständig. Doch mit beiden Zulieferländern
hatte man bereits negative Erfahrungen gemacht, was die Qualität der Maschinen
und der Gesamtkonstruktion anbelangte. So mußten die Baureihen 120, 130,
132 und 142 aus der Sowjetunion sowie die Baureihe 119 aus Rumänien erst
aufwendig "germanisiert" werden, bevor sie ihren Einsatz bei
der Deutschen Reichsbahn antreten konnten.
Der Einsatz von dieselelektrischen Lokomotiven aus der SU schied von vornherein
aus da bei diesen Maschinen auf Grund ihrer schweren Bauweise ein zu hoher
Achsdruck für den leichten Schmalspurschienenoberbau zu erwarten war.
Auch auf die Einfuhr von rumänischen Loks wollte man verzichten, da man
zu grobe Konstruktionsmängel befürchtete, die später nicht mehr zu beseitigen
wären. So hatte zum Beispiel der rumänische Zulieferbetrieb beim Bau der
Normalspurbaureihe 119, Hydraulikleitungen im Maschinenraum frei verlegt,
über vier Meter ohne eine Schelle oder sonstiges Stützelement dazwischen!
Außerdem waren die Motoren innerhalb der Baureihe 119 nicht frei tauschbar,
weil sie verschiedene Einbaumaße hatten.
So entschloß man sich im Rahmen einer Rekonstruktion eine bewährte deutsche
Lokomotive für die Harzer Schmalspurbahnen umzubauen. So konnte man einigermaßen
die RGW-Verträge umgehen.
Die Umkonstruktion zog sich jedoch auch in die Länge. Bereits 1982 sprach
man davon, doch erst im Dezember 1988 stand die erste Maschine auf dem
Hof in Wernigerode. Die Lokomotiven wurden vom RAW Stendal, wo der Umbau
erfolgte, auf Schleppgestellen nach Wernigerode gebracht. Hier wurden
die Loks angehoben und mit Schmalspurdrehgestellen versehen.
Die Unterschiede
zur Normalspurausfürung zeigt sich in vielen Details der Drehgestelle.
Während die Normalspurlok die Achsfolge BB aufweist,
hat die Schmalspurvariante die Achsfolge CC.
Der Grund ist, ganz einfach, in der Achsdruckverminderung zu suchen. Auch
die Gelenkwellen zu den Drehgestellen mußten verlängert werden, um den
Knickwinkel in den engeren Kurven geringer zu halten. Die Zug- und Stoßvorrichtung
(Puffer und Zughaken) wurden am Drehgestell angebracht. Dadurch wird die
Zugkraft zum Teil über die Drehzapfen der Drehgestelle übertragen. Aus
diesem Grund dürfen die 1998 nicht zum Zweck der Zugkrafterhöhung
zusammengekuppelt werden. Um Kippmomente vom Drehgestell fernzuhalten,
hat man die Kuppeltasche für Kuppelbäume unter dem Puffer, in Achsmittenhöhe,
angebracht. Interessant ist auch der Tausch von Primär- und Sekundärfederung.
Während bei der Normalspur Schraubenfedern zur Federung des Drehgestells
zum Hauptrahmen dienen, findet man diese bei der Schmalspur zu Federung
jeder einzelnen Achse. Umgekehrt ist bei der Normalspur die einzelne Achse
mit Gummischubdruckelementen gefedert , bei unserer 1998 dienen
diese Elemente zum Federn des Drehgestells. Die Hauptluftbehälterleitung
ist nur behelfsmäßig kuppelbar, so daß auch die Vielfachsteuerung nur
bedingt nutzbar ist.
An der eigentlichen Lokomotive gibt es nur wenig Änderungen. Die Bremse
wurde mehrlösig ausgeführt, durch den Einbau von
KE-Ventilen, und die Tritte wurden mit je einer Stufe mehr versehen. Trotzdem
ist es manchmal nicht ganz einfach auf den Führerstand zu kommen, denn
die Schmalspurausführung ist 11cm höher als ihr Original.
Bevor die "Roten Kamele" eingesetzt werden konnten mußten noch
einige Veränderungen an den Strecken vorgenommen werden. Dies wurde notwendig
da das Lichtraumprofil der Dieselloks überschritt an einigen Stellen das
der Strecke. Das Gleis auf der Brücke an der Westerntorkreuzung wurde
angehoben. Die Weichen auf dem Hauptbahnhof in Wernigerode wurden auch
verlegt. In einige Gleise dürfen die 199 8 auch heute noch nicht hinein.
Sie passen nicht in den Lokschuppen in Gernrode und zum Beispiel in Benneckenstein
findet man an der Laderampe am Bahnhof ein Schild "Halt für Baureihe
199".
Interessant für Eisenbahnfreunde ist sicher daß die Loks im Prinzip
ihre alte Betriebsnummer behielten. So war zum Beispiel die 199 861 früher
die 112 861! Obwohl es sich um relativ neue Loks der V100 Serie handelt,
waren sie doch auch auf der Normalspur seid der Mitte der siebziger Jahre
unterwegs und haben dabei viele hunderttausende Kilometer zurückgelegt.
Vielleicht hat der eine oder andere noch ein Bild aus dem "früherem
Leben" der "Roten Kamele" noch in seinem Archiv ?