Begriffserklärung "befahrbarer Bogenhalbmesser"
Der Bogenhalbmesser oder Bogenradius gibt den Halbmesser des Kreises
an, welcher der Gleisbogen umschreibt.Unter befahrbaren Bogenhalbmesser
versteht man den kleinstmöglichen Bogenradius den ein Eisenbahnfahrzeug
noch befahren kann. Gleisbögen sind bei der Eisenbahn ein besonderes Problem.
Beide Räder eines Radsatzes sind fest mit der Achswelle verbunden. Dadurch
rollen beide Räder den gleichen Radumfang ab. Auf gerader Strecke ist
das auch gut so. Im Gleisbogen muß jedoch das im Bogen außen laufende
Rad einen größeren Weg abrollen als das innen laufende Rad. In gewissen
Grenzen wird dieser Wegunterschied durch die konische Lauffläche des Radreifens
ausgeglichen. Die im Außenbogen laufende Achsseite
läuft mit dem Spurkranz gegen den Schienenkopf.
Damit läuft das Rad auf seinem größten Durchmesser und rollt damit einen
größeren Umfang als seine Gegenseite ab. Das andere Rad läuft auf seinem
kleinerem Durchmesser der abzurollende Umfang ist damit auch kleiner geworden.
In gewissen Grenzen ist somit ein Ausgleich geschaffen. Teilweise tritt
aber noch ein Längsgleiten auf welches den Fahrwiderstand der Kurve erhöht.
Außerdem führt das Anlaufen der Spurkränze
an den Schienenkopf zu weiteren Reibungsverlusten. Ein weitaus größeres Problem ist die starre Lagerung der Achsen innerhalb
des Eisenbahnfahrzeugs bei mehr als zwei Achsen im Fahrzeug. Bei größeren
Traktionsleistungen muß aber die Triebfahrzeugleistung und auch der Achsdruck
auf mehrere Achsen verteilt werden. Bei Wagen und Dieselloks ist diesem
Problem noch relativ einfach konstruktiv zu begegnen indem man Drehgestelle
einbaut. Bei Dampfloks ging man teilweise auch diesen Weg beispielsweise
bei den Bauarten Mallet, Meyer, Fairly und Shay. Die bewegliche Übertragung
des Dampfes bringt jedoch wieder neue Probleme mit sich. Doch auch innerhalb
eines Drehgestelles müssen konstruktive Maßnahmen getroffen werden, wenn
es mehr als zwei Achsen hat, um die Kurvenfahrt zu ermöglichen. Die einfachste Möglichkeit ist die Schwächung des Spurkanzes der mittleren
Achse. Bei den Neubaumaschinen wurde bei der
Treibachse ganz auf einen Spurkranz verzichtet. Auch in der Testphase
der 1998 wurde bei einer Maschine auf
die Spurkränze der mittleren Achsen in den Drehgestellen verzichtet. Nun kann bei größeren Fahrzeugen aber nicht die gesamte Seitenführungskraft
von den Spurkränzen der ersten und letzten
Achse übernommen werden.Deshalb geht man noch einen anderen Weg. Die Achsen
werden Seitenverschiebbar ausgeführt. Das hat natürlich auch seine Grenzen
den erstens kann man die Achsen nicht beliebig weit verschiebbar machen,
und zweites laufen besonders die führenden und letzten Achsen nicht in
Fahrtrichtung. Das bringt wiederum verstärkten Schlupf und damit Reibungswiderstand
mit sich.Besonders im Selketal wo die Kurven oft sehr eng sind, kann man
bei trockenem Wetter die Lokomotive regelrecht knurren hören. Der Kurvenwiderstand hängt nicht nur von dem Kurvenradius allein ab. Auch die Spurweite hat maßgeblichen Einfluß. Bei schmaleren Spurweiten ist logischerweise die Längendifferenz beider Schienenstränge im Gleisbogen geringer. Nicht umsonst hat man die Harzer Schmalspurbahnen als Schmalspurbahnen ausgeführt! In Normalspur wäre diese Streckenführung nicht möglich gewesen.
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