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Dem Güterverkehr per Schmalspurbahn mit Hilfe von Schmalspurgüterwagen, haftet der entscheidende Nachteil an, daß beim Anschlußtransport mit der regelspurigen Eisenbahn ein Umladen der Fracht notwendig wird. Besonders nachteilig ist Dieses, wenn der Weganteil der Schmalspurbahn sehr gering ist. So gab es im Wernigeröder wie im Nordhäuser Raum eine Vielzahl von Werksanschlüssen die durch die NWE bedient wurden.

Es gibt jedoch zwei recht praktikable Verfahren mit denen regelspurige Wagen auf Schmalspurgleisen befördert werden können:
auf Rollböcken oder auf Rollwagen


Der Rollbockbetrieb


Rollböcke sind schmalspurige kleine Wagen mit einem Drehschemmel. Auf diesem Drehschemel sind Gabeln angebracht, welche eine Achse eines Normalspurwagen umklammern können. Für jede Achse eines Normalspurwagens wird also ein Rollbock benötigt. Außerdem sind nur Normalspurwagen für den Transport auf Rollböcken geeignet deren Achsabstand größer ist, als der Achsstand der verwendeten Rollböcke plus deren Raddurchmesser zuzüglich eines Sicherheitsabstandes. Das schlie&szligt die Beförderung der meisten Normalspurwagen mit Drehgestellen aus.

Wie kommt nun aber der große Normalspurwagen auf den Rollbock ? Eine Frage die des öfteren von Reisenden gestellt wird. Die Lösung ist ganz einfach. Das Aufbocken, wie der Fachmann sagt, wird auf einer Rollbockgrube durchgeführt. Diese Rollbockgrube stellt eine normalspurige Arbeitsgrube dar, in welcher sich ein abgesenktes Schmalspurgleis befindet. Die Rollböcke können so (per Hand !) unter die Normalspurwagen gerollt werden. Die Gabeln der Rollböcke werden unter der jeweiligen Achswelle hochgeklappt und gesichert. Mit Hilfe von Spindeln werden die Gabeln so zusammen gezogen, daß sie die Achswelle wie eine Zange umgreifen. Die Achswelle muß sich aber noch in der Gabel drehen können. Gekuppelt bleibt die Wagengruppe weiterhin mit Hilfe der Kupplungen der Normalspurwagen. Zwischen den Rollböcken untereinander wird keine direkte Verbindung hergestellt.

 

Wird die Wagengruppe nun in Richtung Schmalspurgleis von der Rollbockgrube gezogen, so werden die Rollböcke zunächst mitgenommen denn die Achswellen der Normalspurwagen sind ja von den Gabeln umklammert. Am schmalspurigem Ende der Grube steigt das Schmalspurgleis auf das Nivau des Normalspurgleises. Die Rollböcke werden so beim Verlassen der Rollbockgrube unter die Normalspurwagen gedrückt und der Regelspurwagen von seinem Normalspurgleis abgehoben. Die Spurkränze der Normalspurwagen setzen sich dabei auf die Tragstücke der Rollbockschemmel. Es wird nur der Spurkranz lastmäßig abgefangen weil der Rollbock sonst nicht mehr in die Rollbockgrube passen würde.

Schema einer Rollbockgrube
Natürlich steht der Normalspurwagen jetzt höher über der Schienenoberkante als er das auf dem "heimatlichem" Normalspurgleis tun würde. Das setzt ein erweitertes Lichtraumprofil der Schmalspurbahn voraus. Ebenso müssen die Be- und Entladeeinrichtungen beim Bahnkunden, wie Laderampen u.s.w., höher ausgeführt sein. Ein weiteres bahntechnisches Problem ist die Weiterleitung der Zugkraft von der Schmalspurlokomotive zur Rollbockgruppe. Hierfür wurden Zwischenwagen gebaut. Diese Wagen besitzen Schmalspurkupplungen und zusätzlich Zug- und Stoßvorrichtungen für die Normalspurwagen. Sie befinden sich natürlich auf der Höhe der aufgebockten Wagen.

 
Der Rollbockbetrieb verkürzt die Zeit erheblich, welche sonst für den Übergang des Frachtguts von Normalspur auf Schmalspur und umgekehrt notwendig war. Das Auf- und Abbocken ist in wenigen Minuten getan. Ohne diese Technologie wäre so manche Schmalspurbahn schon viel eher an Unwirtschaftlichkeit zu Grunde gegangen. Rollböcke gab es in fast allen Schmalspurweiten. Auch mit Bremsen wurden Rollböcke gebaut. Ebenso Rollbockausführungen die untereinander mit Zugstangen verbunden wurden. Diese kamen jedoch weder auf der NWE noch auf der SHE zu Einsatz. Auf der GHE, also der heutigen Selketalbahn; gab es keinen Rollbockbetrieb.

Während die Lastverteilung von einer auf jeweils zwei Achsen und die Drehgestellwirkung des Rollbocks sich positiv auswirkt, gibt es doch auch entscheidende Nachteile beim Rollbockbetrieb. So ist es konstruktiv nicht oder nur mit erheblichen Aufwand möglich Rollböcke gefedert zu bauen. Deshalb dürfen Rollbockzüge nur mit sehr geringen Geschwindigkeiten befördert werden. Dieser Umstand wirkt sich besonders nachteilig aus, wenn die Fracht einen weiteren Weg auf Schmalspurgleisen transportiert werden soll.

Die auf den Harzer Strecken verwendeten Rollböcke lassen auch keinen Betrieb auf größeren Steigungen zu, da sie, wie schon erwähnt, keine Bremse besitzen. Gebremst werden diese Züge bei uns durch die Lokomotive sowie mit den Zwischenwagen. Die Bremsen der Zwischenwagen werden durch das mitfahrende Rangierpersonal von Hand bedient. Um das zur Verfügung stehende Bremsgewicht des Zuges zu vergrößern, wird auch am Schluß des Zuges ein Zwischenwagen mitgeführt. Der am Zugschluß laufende Wagen stellt desweiteren sicher, daß im Falle einer Zugtrennung der abgerissene Zugteil gebremst werden kann.

Im Wernigeröder Raum fand Rollbockbetrieb bis Steinerne Renne statt. Von Nordhausen wurden Rollbockzüge zum Teil bis Ilfeld gefahren. Auch die Südharzeisenbahn bediente einige Gleisanschlüsse mit dieser Technologie. Heute muß man als Eisenbahnfreund schon sehr großes Glück haben einen solchen Zug zu sehen. Wenn dann schon einmal ein Rollbocksonderzug unterwegs ist dann weniger zu dem Zweck Güter zu befördern als fotografiert und gefilmt zu werden.


Der Rollwagenbetrieb


Blick unter einen aufgebockten Normalspurwagen Um die Normalspurwagen auch auf weiteren Strecken und mit höherer Geschwindigkeit transportieren zu können, muß man etwas mehr Aufwand treiben. Hierfür sind Rollwagen nötig. Diese sehr flachen Fahrzeuge sind mit einer Federung versehen und besitzen eine durchgehende selbsttätige Bremse. Die Rollwagen werden untereinander mit Kuppelbäumen verbunden, welche die Zugkräfte weiterleiten und eine Durchgangsleitung der Hauptluftleitung besitzen. Zwischenwagen sind nicht erforderlich. Der Wagenzug wird direkt mit einem Kuppelbaum an die Lok gekuppelt. Die Dampfloks sind hierfür mit einem Schlitzpuffer ausgerüstet, während die Dieselloks eine Kuppeltasche unter dem Puffer haben.

 
Das Aufbocken der Regelspurwagen auf Rollwagen geht etwas anders als bei den Rollböcken vor sich. Die leeren Rollwagen werden ohne Kuppelbäume mit den Stirnseiten aneinander gegen eine Rampe geschoben. Auf dieser Rampe befindet sich bündig ein offener Regelspurgleisabschluß. Die Schienenoberkante hat dabei die gleiche Höhe wie die normalspurigen Gleisbühnen der Rollwagen. Der direkt an der Rampe stehende Wagen wird mit Dieser, mit Hilfe seiner Kuppeltasche, verbunden, um eine Bewegung des Rollwagens zu verhindern. Untereinander wird die Gruppe mit Klammern zusammen gehalten.Die Rahmen der Rollwagen werden mit Keilen unterfangen Rollwagen werden zum Aufbocken vorbereitet
rollwagen um zu verhindern, daß beim Aufrollen der Normalspurwagen der Rollwagen aus dem Gleis springt. Die zu befördernde Regelspurwagengruppe wird nun auf die Rollwagengruppe geschoben. Der Normalspurwagen wird auf dem Rollwagen durch klappbare Vorlegeschuhe gesichert. Außerdem werden die Achsen des Normalspurwagens mit Ketten befestigt.

Schema einer Rollwagengrube

Schotterzug auf Rollwagen Auch heute noch findet auf unseren Strecken Gütervekehr mit Hilfe von Rollwagen statt. In der Hauptsache jedoch zum Transport von Schotterwagen vom Anschluß Unterberg bei Eisfelder Talmühle. Noch in den achzige Jahren wurden mehrere Güterzüge am Tag gefahren. Teilweise sogar in Doppeltraktion mit zwei Dampflokomotiven 99 72..! Und das auf der Nord- wie auch der Südseite des Harzes.

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